Nach 50 Jahren: Parzival mit neuem Album

Parzival David Front Artwork rgb23 neue Songs, 130 Mitwirkende aus 23 Ländern: Mit einem spektakulären Konzept-Album kehrt Deutschlands Klassik-Rock-Legende „Parzival“ zurück.

Lang, lang ist´s her, da ließen sich deutsche Rockmusiker von dem beeinflussen, was den anglo-amerikanischen Vorbildern von jeher gefehlt hat: Klassische Musik und ein Mittelalter voller Heldensagen. Populärste Band und Wegbereiter des neuen Musikstils, Klassik-Rock genannt, war Parzival. Laut Fachmagazin Rolling Stone waren sie „die ersten dieses Genres“. Der britische „Melody Maker“ zählte die Band 1972 zu den „interessantesten Gruppen Europas“.

Nun – nach einer Ewigkeit – präsentiert Parzival ein neues Werk: David – The Hymn heißt das Doppelalbum, das erste Lebenszeichen nach fast 50 Jahren Funkstille. Eine kritische Sicht auf die Jetztzeit: Das Konzept-Album stellt die zerstörerische Gier nach Macht vor dem Hintergrund von Klima- und Flüchtlingskrise an den Pranger. Doch das entscheidende Moment ist die allgemeine Sehnsucht nach friedlicher Gemeinschaft und Liebe.

Der Aufwand ist enorm: 130 Musikerinnen und Musiker aus 23 Ländern haben an der Produktion mitgewirkt. Darunter prominente Künstler aus dem Umfeld von Rock-, Pop- und Klassik-Größen wie Santana, Prince, Backstreet Boys und Nigel Kennedy, Mitglieder des NDR Elbphilharmonie Orchesters und des Festspielorchesters Bayreuth, das Deutsche Filmorchester Babelsberg sowie Trommler der National-Ensembles von der Elfenbeinküste und von Benin. Kein Designer-Pop aus dem Musik-Computer, sondern handgemachte Songs, die auf faszinierende Weise zwischen Rock und Klassik, Folk und Ethno mäandern. Sie verschmelzen zu jenem eigenständigen Sound, der Parzival schon vor Dekaden ausgezeichnet hatte.

Die Gruppe aus Bremen, benannt nach dem mittelalterlichen Gralsritter Parzival, bestand im Kern aus Lothar Siems (Gitarre, Gesang), Walter Quintus (Violine, Bass) und Thomas Olivier (Schlagzeug, Gesang). Klassische Instrumente wie Geige, Cello und Querflöte begegneten Rock-Instrumenten wie Gitarre, Bass und Schlagzeug. Mit ihrem extravaganten Stil gab Parzival die Vorlage für viele Bands der 1980er und 1990er Jahre.

1971 hatte der innovativste deutsche Klanggestalter seiner Zeit Parzival unter Vertrag genommen: Der Produzent Conny Plank (Kraftwerk, Scorpions, Ultravox, Eurythmics, Gianna Nannini). Unter dem historischen Telefunken-Label  veröffentlichte die Teldec die Alben „Legend“ (1972), „BaRock“ (1973) und die Single „Souls Married To The Wind“. In England nahm RCA die Band unter Vertrag.

Der avantgardistische Klassik-Folk-Rock beeindruckte Kritiker im In- und Aus-land: A strong individualistic debut (San Francisco Chronicle) - Neue Pop-Musik mit Flöten und Geigen (BILD) - Platte des Jahres (Petra) - Kombination aus trei-bendem Rock, lyrischem Folk und Klassik (Rolling Stone) - One of the real pearls from Germany’s folk scene (New Musical Express, London) - Klangschlösser von diskreter Eleganz und Schönheit (Berliner Morgenpost) – Die musikalischste deutsche Popgruppe (HÖRZU) - Mehr als eine Rock-Legende (Neue Zürcher Zeitung).

Mit den gesellschaftlichen Veränderungen durch die 1968er-Revolte hatte sich in Deutschland auch die Musikszene verändert. Die braven Zeiten waren schon zuvor mit Rock 'n' Roll und Beat begraben worden. Jetzt wurde unter einem von englischen Kritikern geprägten Begriff immer gewagter experimentiert: „Krautrock“, für die einen ein Schimpfwort, für andere die erste Eigenleistung der deutschen Rockszene.

Die Parzival–Gründer waren ihrer Zeit weit voraus: Lange bevor das London Symphonic Orchestra Beatles-Songs spielte, ELO, Metallica und Lady Gaga zeigten, wie man mit Orchestern musizierte, hatten die Schulfreunde Siems, Quintus und Olivier jenes Prinzip längst realisiert. Bereits in den 1960er Jahren kreierten die Gymnasiasten einen Musik-Stil, der damals einzigartig war. In England experimentierten Gruppen wie The Nice, Moody Blues oder Procol Harum zaghaft mit klassischen Einflüssen, die aber meist auf Orgel oder Keyboard beschränkt blieben. Jethro Tull brachte die Querflöte in die Rockmusik, aber eine Band, die zur Hälfte aus Streichern bestand, gab es noch nirgendwo.

1972 zählte der Deutsche Journalisten-Poll das Debüt-Album „Legend“ zu den „interessantesten Produktionen des Jahres“. Filme der Deutschen Ufa-Wochenschau liefen als die wahrscheinlich ersten deutschen Music-Video-Clips weltweit in den Kinos. Nicht selten boykottierten Radiosender einige der Songs. Kritische Texte gegen den Vietnamkrieg („Senseless No. 6“) und das atomare Wettrüsten („Empty Land“) empörten die Medien-Sittenwächter: „Politische Pornographie!“

Parzival waren Pioniere, doch ohne die Ausdauer ihres sagenhaften Namenspatrons. 1973 zerbrach die Band. Heute nennen Musik-Lexika Parzival in einem Atemzug mit The Nice und Procol Harum. Immer wieder werden die LPs weltweit neu aufgelegt, zuletzt von Warner in Japan. Die Erstauflagen der Alben „Legend“ und „BaRock“ gelten bei Sammlern in aller Welt als Juwel. Kurswert der originalen Vinyl-Ausgaben: Hunderte Euro.

Nach dem Schwanengesang gingen die drei Musik-Ritter getrennte Wege: Lothar Siems reüssierte als Medien-Designer und wandte sich dem Schreiben von Lyrik und Kurzgeschichten zu.

Walter Quintus stieg zum international geachteten Produzenten und Tonmeister der Jazz- und Weltmusik-Szene auf (Kraftwerk, Jan Garbarek, Eurythmics, Pat Metheny, Eric Clapton, Gary Moore, NDR Bigband). Der Parzival-Geiger hat die Vollendung des Albums nicht mehr erlebt. Er starb im Februar 2017.

Thomas Olivier gründete eine Presseagentur und begegnete als Autor und freier Journalist vielen Größen der internationalen Musik- und Filmwelt. Ob David Bowie oder Brigitte Bardot, Peter Ustinov oder Peter Gabriel, Paul McCartney, Phil Collins oder Elton John - Oliviers Archiv an Geschichten, Anekdoten und Fotos ist nahezu beispiellos.

Das Projekt Parzival hat der Sänger und Schlagzeuger immer weiter verfolgt: Er gründete einen Musikverlag, arbeitete als Komponist, Studiomusiker und Produzent und spielte sich 1980 mit seiner Gruppe Strawberry Sky unter die Preisträger der Deutschen Phono-Akademie. 2002 debütierte der Wahl-Hamburger als Kinderlieder-Interpret: Er wurde u. a. die Stimme des Zeichentrick-Helden Pettersson auf den „Pettersson & Findus“-CDs des Hamburger Musiker, Komponisten und Produzenten Dieter Faber (Karat, Die Prinzen, Nena, Lindenberg), der nun maßgeblich am Comeback von Parzival mitgewirkt hat.

Das Konzept-Doppelalbum „David – The Hymn“ vereint Sängerinnen und Sänger aus aller Welt. Einzeln oder zum multinationalen Chor vereint, schenken sie der Parzival-LP besonderen Charme. Gitarren und Streicher, Flöten, Posaunen, Trompeten, Hörner und pulsierende Perkussion steuern ihren Teil zur Magie des Albums bei. Eine weltumspannende Klangreise, ein internationales Ton-Gemälde in politisch bewegter Zeit. Drei Titel stammen noch, dem Zeitgeist trotzend, aus der Feder des Parzival-Triumvirats Siems, Quintus, Olivier. Zu hören ab 29. Oktober 2021 auf CD und auf allen Download-Portalen. Eine Veröffentlichung als Vinyl-Doppel-LP folgt.

Band-Homepage: www.parcival.de

Quelle: www.sub-sounds.com

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