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8. Kölner Musiknacht am 22. September 2012

koelner musiknacht 2012 bildWo gehobelt wird, da fallen Späne, und wo getafelt wird, da bleibt etwas liegen. Was einst blühte, welkt nun dahin, und was der eine baut, reißt ein andrer ein ... Vanitas vanitatum, alles Irdische ist vergänglich. Doch bleibt von allem Leben, Wirken und Arbeiten etwas übrig. Und so, wie es immer Reste gibt, fängt auch niemand gänzlich von vorne an. Jeder baut auf Bestehendem auf. In Köln ist dies zweitausendjährige gelebte Praxis. Es kommt nur darauf an, wie wir uns zu den lästigen Überbleibseln oder geliebten Ruinen verhalten. Sollen wir sie entsorgen, verehren, konservieren, renovieren, umbauen?

Was insgesamt für das menschliche Leben gilt, trifft in gleicher Weise für die Musik zu. Keine ist voraussetzungslos. Jede bezieht sich auf schon Dagewesenes, das sie auf je eigene Weise verarbeitet. Unter dem gleicher- maßen profanen wie sakralen Motto "Reste, Reliquien, Reminiszenzen" lädt die achte Kölner Musiknacht zu musikalischer Archäologie quer durch alle Epochen und Kulturen. Professionelle Spurenleser sind vierhundert Musikerinnen und Musiker, Solisten, Ensembles und Chöre aller Sparten der Kölner freien Musikszene. In ihren Programmen bewahren sie Meisterwerke wie Devotionalien oder demontieren sie, verehren berühmte Komponisten wie Heilige oder stürzen sie respektlos vom Sockel. Während man hier wertvolle Scherben aus dem Schutthaufen der Jahrhunderte birgt, poliert man dort Trash auf Hochglanz oder macht alte Trümmer zum Eckstein von Neuem. Mittelalterliche Sequenzen werden ebenso recycelt wie der billige Elektro- Schrott unseres schnelllebigen Digitalzeitalters. In sämtlichen gut 100 Konzerten an 25 verschiedenen Spielstätten gibt es Zitate, Anklänge, Erinnerungen, Fundstücke, Anverwandlungen, Ausgrabungen, Überschreibungen, Parodien, Samples, Remixes ... Wie das Leben selbst wird Musik in all ihrer Ungleichzeitigkeit und Vielstimmigkeit erlebbar, mit je eigener Herkunft, Geschichte, Selbstverortung und Biographie.koelner musiknacht 2012 250px

Veranstaltet wird die Kölner Musiknacht seit 2005 vom Initiativkreis Freie Musik (IFM), zu dem sich ab 1999 die freiberuflichen professionellen Kölner Musikerinnen und Musiker, Ensembles, Veranstalter und Spielstätten zusammengeschlossen haben, um für bessere Arbeitsbedingungen und eine stärkere Wahrnehmung und Wertschätzung ihrer chronisch unterfinanzierten Leistungen einzutreten. Als Partner beteiligen sich KölnTourismus sowie als Medienpartner die Kölnische Rundschau und das Kulturradio WDR 3, das die Musiknacht von 18 Uhr bis 24 Uhr live überträgt. Weitere Unterstützer sind der Oberbürgermeister, die Stabsstelle Events und das Kulturamt der Stadt Köln, der Landesmusikrat NRW und die RheinEnergieStiftung Kultur.

Alle Kooperationen und Hilfen sind uns dankenswerte Ermutigungen, weiter an der Vernetzung der musikalischen Akteure untereinander sowie mit der Stadt und dem Land zu arbeiten, zum Wohle der Musikstadt Köln und ihres Publikums.

Dr. Rainer Nonnenmann
Initiativkreis Freie Musik

Ensembles, Spielorte und vieles mehr finden Sie auf der Internetseite:

www.koelner-musiknacht.de