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PETE JOSEF - Record Release Konzert 02.11.15 Berlin

PETE JOSEFEinen passenderen Titel als „Colour“ hätte Pete Josef für sein längst überfälliges Solodebüt nicht wählen können: Wie bei einem zufällig entdeckten, analogen Fotoalbum von einem zurückliegenden Trip ans Meer, die strahlenden Bilder schon leicht sepiafarben an den Ecken, sind es tatsächlich die Farbschattierungen, die satten, warmen Klangfarben dieser Songs, die einen immer wieder genauer hinhören lassen, ohne sich überhaupt einen wirklichen Reim darauf machen zu müssen.

Der an der Schnittstelle zwischen Jazz, Soul, Downbeat und astreinem Pop operierende Sänger und Multiinstrumentalist weiß, das warme Licht verschiedener Klangregionen in immer neue Rahmen zu fassen – und präsentiert insgesamt 11 Momentaufnahmen, denen man sofort anmerkt, wie persönlich sie sind, wie lange er sie hat heranreifen lassen.

Bevor er den Titelsong „Colour“ auf der gleichnamigen Vorab-EP im September veröffentlichte, teilte sich der in der Szene von Bristol sozialisierte Pete Josef bereits die Bühne mit Größen wie Roni Size und Kelis. Außerdem gründete er schon zu Beginn des Jahrzehnts mit Darren Emerson (Underworld) das Projekt The White Lamp, deren Club-Hit „Make It Good“, gänzlich überholt, auch auf der aktuellen EP vertreten ist. Nachdem dieser Song 2012 vom Berliner Label Sonar Kollektiv lizenziert worden war, wirkte er in den letzten drei Jahren an diversen, zum Teil eher in Richtung Club/Electro gehenden Veröffentlichungen des Hauses als Vokalgast und Co-Songwriter mit: Unter anderem war Pete Josef mit Alex Barcks, Paskal & Urban Absolutes, Marlow, Sascha Braemer und zuletzt mit ComixXx im Studio, deren gemeinsames „Broken Connection“ dieselbe Wärme und Intimität versprüht, wie es nun sein Debütalbum „Colour“ tut: „ComixXx und Pete Josef wälzen sich im Trennungsschmerz – und es klingt wunderschön“, hieß es bei Noisey, wo der Song im Sommer Premiere feierte.

PETE JOSEF portraitAuch wenn Pete Josef, der inzwischen in einem kleinen Häuschen in Somerset auf dem Land lebt, ganz klar die Schönheit der Natur als wichtige Inspirationsquelle anführt, begegnet man auf „Colour“ keinen physiografischen Beschreibungen: Unterstützt von einem ganzen Dutzend befreundeter Gäste, Schlagzeugern, Kontrabassisten und Bläsern, vertont er mal klare, mal in der Schwebe gehaltene Gefühlszustände, wobei die Hoffnung auf ein helleres, in ein noch goldeneres Licht getauchtes Morgen doch jedes Mal überwiegt. Mit klanglichem Purismus hält er sich dabei niemals auf: Die Jazzanleihen vermischen sich ganz leichtfüßig mit einem Pop-Entwurf, der keiner simplen Formeln bedarf. Auch sind seine Soul-Exkursionen kein bisschen ironieverklebt, knüpfen also eher an die Sechziger und Siebziger an, nicht an die neuesten, oftmals unterkühlten Post-R&B-Gerüste.

Wenn Pete Josef mit COLOUR sein Debüt veröffentlicht, hat der Indian Summer seinen Soundtrack: Es ist die Restwärme vieler Jahre, dieses warme Licht, ein Vorbote des nächsten Frühlings, das mit jedem Anhören neu gebrochen wird und immer heller strahlt.

PETE JOSEF & Band (Bristol/UK) Live
Record Release Konzert - Debütalbum COLOUR
02.11. Berlin „Roter Salon“ / Volksbühne
Einlass: 20.00 Uhr / Beginn: 21:00 Uhr
Eintritt/AK: 13,- Euro
VVK unter: https://www.volksbuehne-berlin.de/praxis/pete_josef_band/?id_datum=9572

Quelle Text/Foto: Claudia Knittel · Knittel-PR