¬ COVID-19-Impfstoffkrise: Pharma-Konzerne verfehlen selbstgesteckte Menschenrechtsziele

amnesty logoVakzin-Hersteller wie Pfizer, BioNTech und Moderna haben maßgeblich den fairen weltweiten Zugang zu lebensrettenden Impfungen behindert. In einem neuen Bericht dokumentiert Amnesty International, wie die Unternehmen Profite über die Gesundheit von Millionen Menschen und die wirksame internationale Bekämpfung der Pandemie gestellt haben.

BERLIN, 21.09.2021 – Dank der schnellen Entwicklung effektiver COVID-19-Impfstoffe haben die EU, die USA und einige andere wohlhabende Staaten in diesem Sommer ihre Pandemie-Situation drastisch verbessern könne: Die Inzidenzwerte fielen, Urlaube waren möglich, der öffentliche Lockdown quasi nicht mehr vorhanden. Während in Deutschland mehr als 60 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind, sind es in Ländern mit niedrigem Einkommen weniger als ein Prozent. Teile Afrikas, Asiens und Lateinamerikas stürzten erneut in die Krise: Die örtlichen Gesundheitssysteme drohten zusammenzubrechen, jede Woche starben Zehntausende Menschen. Viele dieser Leben hätten gerettet werden können, hätten reiche Staaten nicht die verfügbaren Impfdosen gehortet und hätten Vakzin-Hersteller ihre Technologien und Patente mindestens vorübergehend freigegeben, statt den Ausbau der globalen Impfstoffproduktion zu blockieren.
 
Anfang August sind 99 Prozent der bisherigen Lieferungen von BioNTech/Pfizer für Länder mit hohem und gehobenem mittleren Einkommen bestimmt gewesen. Dasselbe gilt für 83 Prozent des Auftragsvolumens 2021. Bei Moderna sieht es nicht viel besser aus. „Diese eklatante Ungerechtigkeit bei der Verteilung von Impfstoffen ist ein Skandal“, sagt Annelen Micus, Expertin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty International in Deutschland. „Pfizer und BioNTech bekennen sich zwar zu den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, die vor allem sagen: Füge niemandem Schaden zu. Aber es sind bloße Lippenbekenntnisse. Sie müssten viel mehr tun, um Menschenleben weltweit zu retten.“
 
Die COVAX-Initiative, ein internationaler Verteilungsmechanismus, sollte bis Ende 2021 mehr als zwei Milliarden Impfstoffdosen unabhängig vom Einkommensniveau der Länder ausliefern. Anfang August waren es erst 190 Millionen. „Die COVAX-Initiative ist ein wichtiges Werkzeug für eine gerechte globale Impfstoffverteilung. Aber wenn Moderna nur 3,4 Prozent ihrer Produktion 2021 beisteuern und BioNTech/Pfizer acht Prozent für 2022, ist dies viel zu wenig und viel zu spät. Täglich sterben weiterhin unnötig Tausende Menschen, da sind diese Beiträge nur ein Tropfen auf den heißen Stein; mindestens 50 Prozent der produzierten Impfstoffe sollten ab sofort an Länder mit niedrigerem Einkommen gehen“, fordert Micus.
 
Neben COVAX stellt der von der Weltgesundheitsorganisation WHO geleitete COVID-19 Technology Access Pool (C-TAP) ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Pandemie dar. „C-TAP ist darauf angewiesen, dass die sechs größten Impfstoffhersteller AstraZeneca, BioNTech, Johnson & Johnson, Moderna, Novavax und Pfizer ihr Knowhow und ihre Patente über diese Plattform teilen. Bis heute ist dies nicht geschehen“, sagt Micus. „Die nächste Bundesregierung sollte die bisherige deutsche Blockadehaltung zu einer temporären Patentfreigabe aufgeben und unter anderem BioNTech daran erinnern, dass dessen Forschung mit Millionen Euro Steuergeld ermöglicht wurde, und das Unternehmen dazu auffordern, sich an C-TAP zu beteiligen.“
 
Micus sagt: „Die Wissenschaft hat große Erfolge bei der Entwicklung von Impfstoffen feiern können, aber die Weltgemeinschaft ist bislang daran gescheitert, diese globale Krise solidarisch und effektiv weltweit zu bekämpfen. Die deutsche Bundesregierung und die deutschen Pharmaunternehmen haben hier nicht nur eine moralische, sondern auch eine menschenrechtliche Verpflichtung, sich dafür einzusetzen, dass Menschen weltweit gegen COVID-19 geimpft werden. Nur so kann die Pandemie effektiv und nachhaltig bekämpft werden.“
 
Hintergrund
 
Amnesty International hat die sechs größten COVID-19-Impfstoff-Entwickler darauf geprüft, ob ihre Geschäftspolitik menschenrechtliche Verpflichtungen erfüllt. Maßstab sind die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen gewesen. Die sechs größten Vakzin-Produzenten sind nach Angaben des UNICEF „Covid-19 Vaccine Market Dashboard“ AstraZeneca plc, BioNTech Manufacturing GmbH, Johnson & Johnson, Moderna, Inc., Novavax, Inc. und Pfizer, Inc.. Russische und chinesische Unternehmen sind aufgrund ihrer intransparenten Informationspolitik nicht berücksichtigt worden.

Quelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku

Neue Ausschreibung: Game-Entwicklung


bPb Logo

Bewerbungsphase bis Ende April // Gewinnerstudio erhält Entwicklungsbudget in Höhe von 400.000 Euro // Weitere Informationen unter: https://www.evergabe-online.de/tenderdetails.html?2&id=620307 

Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb schre...


weiterlesen...

Solarkataster Köln - Website zeigt


stadt Koeln LogoAuf dem Weg zur Klimaneutralität bietet Photovoltaik unter den erneuerbaren Energien ein sehr großes Potenzial. Rund die Hälfte des Strombedarfs im gesamten Kölner Stadtgebiet kann laut des Fachgutachtens "Köln klimaneutral 2035" durch Photovoltai...


weiterlesen...

Trauer um Prof. i.R. Dr. Matthias Jarke


TH KölnDie Technische Hochschule Köln trauert um ihren Hochschulratsvorsitzenden, Prof. i.R. Dr. Matthias Jarke, der am 21. März im Alter von 71 Jahren verstorben ist.

Prof. i.R. Matthias Jarke war der TH Köln in besonderer Weise verbunden: Er gehörte se...


weiterlesen...

Wertstoffe aus kontaminierten Böden


TH KölnTH Köln entwickelt KI-Tool zur automatisierten Ermittlung von Verfahrensschritten

Industriebrachen können mit verschiedenen Metallen wie Zink, Eisen, Blei oder Seltenen Erden belastet sein. Diese Rückstände schädigen die Umwelt und machen die Fläc...


weiterlesen...

Schüleraustausch: Junge Leute sollten


new yorkFür den Schüleraustausch sind viele Punkte zu klären. Die Plätze sind knapp. Wer 2025 / 2026 ins Ausland will, sollte jetzt starten

Der Schüleraustausch, das Auslandsjahr während der Schulzeit, ist eine spannende Erfahrung und eine außergewöhnlich...


weiterlesen...

„KölnEngagiert 2024“ Jetzt bewerben!


ehrenamtspreis 2024Der Ehrenamtspreis „KölnEngagiert 2024“ soll das Bewusstsein und Interesse für bürgerschaftliches Engagement stärken und auf die Arbeit der vielen ehrenamtlich tätigen Menschen aufmerksam machen, die einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung des&n...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.