Koalitionsverhandlungen: Umweltinstitut fordert Absage an blauen Wasserstoff

umweltMünchen, 20.10.2021 - Ein Blick in die Wahlprogramme von SPD, Grünen und FDP zeigt: Die möglichen Koalitionspartner setzen große Hoffnungen auf Wasserstoff für die Energiewende. Doch das Umweltinstitut München warnt davor, auf Scheinlösungen wie den aus Erdgas gewonnenen so genannten blauen Wasserstoff zu setzen und fordert von einer künftigen Bundesregierung, nur Wasserstoff zu fördern, der klimaneutral produziert wird.

Von der nächsten Bundesregierung ist ein ambitionierter Ausbau der Wasserstoff-Industrie zu erwarten, zumal die aktuelle Regierung im Mai bereits 8 Milliarden Euro an Fördergeldern für Projekte mit einem Investitionsvolumen von 33 Milliarden Euro angekündigt hat. Die Förderrichtlinien der kommenden Bundesregierung werden die Weichen für die Entwicklung der Wasserstoff-Industrie in den nächsten Jahrzehnten stellen.

In der Frage, welche Wasserstoffprojekte förderfähig sind, dürfte unter den potenziellen Koalitionären aber Diskussionsbedarf bestehen: Denn in den Wahlprogrammen der Parteien werden unterschiedliche Quellen für den begehrten Energieträger in Betracht gezogen. Die Grünen setzen auf Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen, und auch die SPD möchte „vorrangig“ Wasserstoff aus solchen Quellen nutzen. Die FDP hingegen sieht in der Förderung von sogenanntem blauem Wasserstoff aus Erdgas, bei dem das anfallende CO₂ abgespalten und eingelagert werden soll, eine Übergangslösung.

Aktuelle Forschung: Blauer Wasserstoff ist kein Klimaschützer
Forscher renommierter US-Universitäten kamen bei der Untersuchung der Klimabilanz des blauen Wasserstoffs zu einem ernüchternden Ergebnis: Laut Robert Howarth von der Cornell University und Mark Jacobson von der Stanford University macht die Abspaltung und Einlagerung von CO₂ den Energieträger nur minimal klimafreundlicher. Der Grund: Bei Produktion und Transport des genutzten Erdgases wird immer auch Methan in die Atmosphäre freigesetzt. Beispielsweise wird Gas an Bohrlöchern unvollständig abgefackelt, es kann beim Transport an Ventilen austreten oder wird für Wartungsarbeiten aus der Pipeline abgelassen. Selbst unter der hypothetischen Annahme, dass das bei der Wasserstoff-Produktion abgespaltene CO₂ vollständig und dauerhaft eingelagert werden kann, ergab sich damit ein insgesamt höherer Schaden des blauen Wasserstoffs für das Klima als bei der direkten Nutzung von Erdgas, Diesel oder Kohle. Blauer Wasserstoff schadet also dem Klima mehr als er es schützt.
Der Weltklimarat IPCC geht davon aus, dass Methan in den ersten 20 Jahren nach dessen Freisetzung 86-mal mehr zur Erderhitzung beiträgt als eine gleich große Menge CO₂. Auch wenn Methan kürzer in der Atmosphäre bleibt als CO₂, wäre der Schaden immens.

Ampel-Koalition muss Scheinlösungen Absage erteilen
„Die Studie zu CO₂- und Methan-Emissionen des blauen Wasserstoffs ist ein Weckruf für alle, die immer noch vom Wasserstoff aus fossilen Rohstoffen träumen“, so Kasimir Buhr, Referent für Energiepolitik am Umweltinstitut München. „Fossile Energieträger sind und bleiben klimaschädlich. SPD und Grüne müssen standhaft bleiben und den möglichen Koalitionspartner FDP auf den Boden der Tatsachen holen. Die aktuellen Erdgaspreise sollten eigentlich schon Grund genug sein, sich möglichst schnell von dieser Energiequelle unabhängig zu machen.“
„Die Argumentation der FDP, dass sich die Industrie ohne blauen Wasserstoff weiter auf fossile Energieträger festlegt, führt in die Irre. Für die Energiewende helfen Investitionen in derartige Scheinlösungen nicht, sie zementieren vielmehr die Förderung des Klimakillers Erdgas für weitere Jahrzehnte“, führt Buhr aus. „Die aktuelle Forschung zeigt, dass auch unter günstigsten Annahmen für die CO₂-Einlagerung Wasserstoff aus Erdgas nicht klimafreundlich wird.“ 

Quelle: www.umweltinstitut.org

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Gesundheit und Bildung in Köln

Schüleraustausch Stipendien: Stiftung


stipendiumSchüleraustausch: Stiftung Mensch und Zukunft bietet Schülern Unterstützung für ihr Auslandsjahr an einer High School im Schuljahr 2024 / 2025

Das Interesse der jungen Leute am Schüleraustausch ist groß. Viele Schülerinnen und Schüler wollen in di...


weiterlesen...

Vom Krankenbett aus Unterricht in der


Spende Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße Thomas Gemein   Dr. Meinolf Siepermann  Thomas Deloy Foto Gaffel honorarfreiKöln, 26. März 2024 – Im Krankenhaus liegen und dennoch am Unterricht aktiv teilnehmen? Das ist durch sogenannte Avatare möglich. Die roboterähnlichen Computer stehen in der Schule auf dem Platz der abwesenden kleinen und jugendlichen Patienten. D...


weiterlesen...

Wasserstoff nicht verheizen: Verbände


umweltMünchen, 21. März 2024. In diesen Tagen flattert etwa 7000 deutschen Bürgermeister:innen Post ins Haus: In einem offenen Brief warnen 217 Organisationen davor, Wasserstoff großflächig in der kommunalen Wärmeplanung einzuplanen. Während die Gaslobb...


weiterlesen...

NEU Yoga Kurs II. 2024 Köln Mülheim -


Alexander20Meyen20PortraitneuYoga ist für alle da und kinderleicht zu erlernen. Das einzige was du dazu brauchst, ist eine bequeme Unterlage, ein bisschen Platz und Zeit dafür. Und los gehts!"

Yoga heißt Einheit und Harmonie. Es ist ein ganzheitliches Übungssystem zur Erlangu...


weiterlesen...

„Martin Noël - Otto Freundlich. Die


Kunstmuseum berg gladbachDer Bezug auf vorhergehende Generationen und Vorbilder ist in der Geschichte der Bildenden Kunst gang und gäbe. Über lange Zeit war das Kopieren der Klassik und der Alten Meister sogar ein wesentlicher Bestandteil der künstlerischen Ausbildung. We...


weiterlesen...

NEU "Yoga im Alter" Humboldt – Gremberg


Alexander20Meyen20PortraitneuYoga ist für ältere Menschen ein grosses Geschenk. Wer in seinen späteren Lebensjahren Yoga praktiziert, gewinnt nicht nur Gesundheit und Zufriedenheit, sondern auch einen frischen Geist, denn der Yoga öffnet den Blick für das Leben. Man kann nach...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.