Unglaublich aber wahr, der Weihnachtsmarkt hat geöffnet. Meine Psyche schwankt in meinem Inneren, wie in jedem Jahr um diese Zeit, wo das Tageslicht zu schrumpfen beginnt. Jeder weiß doch mittlerweile, dass die Energie des Tageslichtes unsere Glückshormone aktiviert. Ich hab gelesen wir brauchen mindestens eine halbe Stunde Tageslicht am Tag, um ausgeglichen zu sein. Das heißt nicht, dass es ausreicht, wenn Mann oder Frau das Tageslicht am geschlossenen Fenster auf sich wirken lassen. Nein! Man muss konsequent rausgehen. Am besten in den Park, bei jedem Wetter, um die halbe Stunde Licht zu „inhalieren“ für die Glückshormone.

Für einen Menschen aus dem Süden ist das noch mehr der Fall. Da kommt ja auch die verdammte Erinnerung mit ins Spiel. Die Erinnerung an Tagen mitten im November, sitzend am Strand oder schwimmend im Mittelmeer. Dem Glück dankend über die Möglichkeiten der inneren Fülle. Oft hat aber das schrille Summen einer Mücke, die sogar Ende November noch voll aktiv ist im Süden, die Vorstellung wie ein erster Adventstag laufen soll, zunichte gemacht. Nach Plätzchen backen war einem wirklich nicht zumute, und nach Glühwein trinken erst recht nicht. So sehnte man sich lieber nach einem kühlen Bier, am Stand des Weihnachtsbasars.

Jetzt wo mich das Schicksal, wieder in die nördlichen Regionen von Europa führte, staune ich über zwei Dinge. Erstens über die Schnelligkeit, mit der es mich wieder zum Glühweinstand eines beliebigen Weihnachtsmarktes verschlägt und zweitens darüber, dass es im November keine Mücken gibt. Dafür muss ich aber darauf achten, dass ich meine „Tageslichtduschen“ bekomme, um seelisch ausgeglichen zu sein.

Ich hab's. Im nächsten Leben komme ich als Braunbär auf die Welt. So werde ich schön meinen Winterschlaf machen, um mit so einer derartigen Schizophrenie nichts mehr zu tun zu haben.

Bis dahin freue ich mich aber über den ersten Advent und den Glühwein in Köln.

Autorin: Helena Katsiavara