China: Behörden reißen uigurische Familien auseinander und verhindern Zusammenführungen

amnesty logoEine neue Studie von Amnesty International macht auf die dramatische Situation im Exil lebender Uigurinnen und Uiguren aufmerksam: Eltern mussten ihre Kinder in China zurücklassen und können sie nicht zu sich holen. Am Beispiel der Familientrennung wird die Unmenschlichkeit des chinesischen Vorgehens gegen muslimische Minderheiten in Xinjiang deutlich.

BERLIN, 18.03.2021 – Eine neue Untersuchung von Amnesty International zeigt, welche dramatischen Folgen die Masseninhaftierungen von Uigurinnen und Uiguren in der Region Xinjiang durch die chinesischen Behörden für ganze Familien haben. Im Rahmen der Studie„Hearts and Lives Broken – The Nightmare of Uyghur Families Separated by Repression“ befragte Eltern waren ohne ihre Kinder aus China geflohen. Während diese nun in staatlichen „Waisenhäusern“ festgehalten werden, können die Eltern nicht nach Xinjiang zurückkehren, weil ihnen dort die Einweisung in ein „Umerziehungslager“ droht. Sie haben zu ihren Kindern – manche sind erst fünf Jahre alt – keinerlei Kontakt.
 
„Chinas erbarmungslose Politik der Masseninhaftierung von Uigurinnen und Uiguren sowie anderen ethnischen Minderheiten ist schlicht herzzerreißend. Am Beispiel der Familientrennung wird die ganze Unmenschlichkeit des chinesischen Vorgehens gegen muslimische Minderheiten in Xinjiang deutlich, die unter dem Deckmantel der ‚Terrorismusbekämpfung‘ gerechtfertigt werden soll“, sagt Theresa Bergmann, Asien-Expertin bei Amnesty International in Deutschland.
 
Amnesty International befragte sechs uigurische Familien, die derzeit in Australien, Kanada, Italien, den Niederlanden und der Türkei im Exil leben. Die Familien haben China vor dem verschärften Vorgehen gegen Uigurinnen und Uiguren und andere muslimische Minderheiten seit dem Jahr 2017 verlassen. Ihre Kinder sollten ihnen folgen, doch die Behörden verhindern dies.
 
Im März 2017 trat die Verordnung zur Entradikalisierung in Kraft, die öffentliche und private Zurschaustellung einer religiösen oder kulturellen Zugehörigkeit als extremistisch einstuft. Schätzungen zufolge werden in Xinjiang seitdem mindestens eine Million Menschen willkürlich in „Transformation-durch-Bildung-Zentren“ oder „Berufsausbildungszentren“ festgehalten. Dort sind sie verschiedenen Formen von Folter und Misshandlungen ausgesetzt, einschließlich politischer Indoktrination und erzwungener kultureller Assimilation.
 
„Wir haben die Stimmen unserer Töchter seit 1.594 Tagen nicht mehr gehört“
 
Aus Angst um ihre Verwandten sprechen Uigurinnen und Uiguren im Ausland nur ungern öffentlich über Menschenrechtsverletzungen, die sie oder ihre Angehörigen erfahren haben. Die von Amnesty International befragten Eltern haben sich nun entschlossen, ihre Geschichten öffentlich zu machen.
 
Zu ihnen gehören Omer und Meryem Faruh. Nachdem die Polizei die Reisepässe des Paars beschlagnahmen wollte, flohen sie Ende 2016 in die Türkei. Da ihre beiden jüngsten Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren noch keine eigenen Reisedokumente besaßen, ließen sie sie bei den Großeltern zurück. Später erfuhren die beiden, dass ihre Verwandten in ein Lager gebracht worden waren. Von ihren Kindern haben sie seitdem nichts mehr gehört.
 
Im Interview mit Amnesty International erzählt Omer Faruh: „Wir haben die Stimmen unserer Töchter seit 1.594 Tagen nicht mehr gehört. Da wir unseren Schmerz vor unseren anderen Kindern, die hier mit uns leben, nicht zeigen wollen, weinen meine Frau und ich nur nachts.“
 
Amnesty fordert freie Ein- und Ausreise

 
„China muss Familienzusammenführungen durch freie Ein- und Ausreise sofort möglich machen, die ‚Umerziehungslager‘ in Xinjang schließen und die Inhaftierten bedingungslos freilassen. Staaten, in denen Uigurinnen und Uiguren, Kasachinnen und Kasachen sowie Angehörige anderer Minderheiten aus China leben, müssen ihrerseits alles in ihrer Macht Stehende tun, um Familienzusammenführungen zu ermöglichen, unter anderem durch konsularische Unterstützung“, so Theresa Bergmann.
 
Amnesty International fordert zudem die chinesische Regierung auf, UN-Menschenrechtsexperten und -expertinnen sowie unabhängigen Recherche-Teams und Medienschaffenden uneingeschränkten Zugang nach Xinjiang zu gewähren, damit diese die Vorgänge in der Region untersuchen können.

Quelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Musik / Film

Sido, Marsimoto oder Burna Boy – Das


summerjam lineup 08082024In weniger als zwei Monaten stehen in Köln wieder die Top-Artists aus den Genres Reggae, Dancehall und Hip Hop auf den Bühnen am Fühlinger See. Das Summerjam Festival 2024 trumpft auf mit dem Afrobeat-Weltstar Burna Boy – vor traumhafter Kulisse u...


weiterlesen...

Mit Meisterwerken von Manet, Monet &


240514 Sonderbierdeckel WRM quer Foto P.Brohl honorarfreiKöln, 14. Mai 2024 – Im Wallraf-Richartz-Museum bietet eine Sonderausstellung einen faszinierenden Einblick in die Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts.

„1863 - Paris - 1874: Revolution in der Kunst“, so der Name der Sonderschau, die den spannende...


weiterlesen...

Motivierte Läufer:innen sorgen für


Firmenlauf Koln Kreativ Christian SchulzeMit strahlenden Gesichtern und voller Energie machten sich 3.440 Läufer:innen bereit und verwandelten bei der fünfzehnten Auflage des Firmenlauf Köln den Fühlinger See in ein farbenfrohes Sportgelände. Gut gelaunt begaben sie sich auf die 5 km-Lau...


weiterlesen...

"It's all about the money?!" –


bPb LogoOnline-Veranstaltungsreihe zu Grundlagen und Praxis außerschulischer sozioökonomischer Bildung // Sieben verschiedene Workshops und Diskussionsveranstaltungen ab 28. Mai 2024 // Informationen und Anmeldung unter: www.bpb.de/547414

Die Bundeszentr...


weiterlesen...

Köln-Niehl/Riehl: Gesamtinstandsetzung


stadt Koeln LogoIm Zuge der Gesamtinstandsetzung der Mülheimer Brücke arbeitet die Stadt Köln auf dem Brückenzug oberhalb des Kuhweg im Bereich der linksrheinischen Deichbrücke. Die zusammengeschweißten Brückensegmente des neuen Überbaus werden auf die bereits er...


weiterlesen...

Weltkriegsbombe in Porz-Zündorf gefunden


stadt Koeln LogoBei Sondierungsarbeiten wurde am heutigen Dienstagmittag, 14. Mai 2024, am Christrosenweg in Porz-Zündorf ein Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Es handelt sich um eine amerikanische Fünf-Zentner-Bombe mit einem Heckaufschlagzün...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop