Mülheimer Gespräche am 16. September 2010 in der Friedenskirche

friedenskirche_koeln_muelheimDie Evangelische Kirchengemeinde Mülheim am Rhein lud am 16.September 2010 zu den Mülheimer Gesprächen ein. Dies war die Auftaktveranstaltung dieser Gesprächsrunden und gleichzeitig knüpfte die Friedenskirche damit an eine Tradition an. Denn bereits in den 1970er Jahren gab es Mülheimer Gespräche.
Die Evangelische Kirchengemeinde Mülheim feiert dieses Jahr ihr 400-jähriges Jubiläum und so stehen auch die Mülheimer Gespräche unter diesem Motto. Dabei wird insbesondere der Blick auf den Stadtteil Mülheim gerichtet, der viele Facetten und Kontraste zu bieten hat und vor allem der ständigen Veränderungen und neuen städtischen Entwicklungen unterliegt. Dabei sei nicht zu vergessen, dass eben diese Veränderungen und Entwicklungen ohne den engagierten Einsatz von verschiedenen Initiativen und Bürger nicht möglich waren.
Ludger Reiberg und Rainer Kippe gaben an diesem Abend einen Einblick in die Geschichte von Mülheim nach 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Mülheim in Trümmern. Alt-Mülheim war niedergebrannt. Viele Fabriken waren verschwunden. Lediglich die Häuserzeile aus dem 18.Jahrhundert im nördlichen Teil der Mülheimer Freiheit und an der Krahnenstraße erinnerte an den einstigen Charakter Mülheims. Der Wiederaufbau Alt-Mülheims dauerte bis weit in die 1970er Jahre an. Allerdings werden historisch wertvolle Gebäude nur selten renoviert. So veränderte der Wiederbau nach dem Krieg das Stadtbild. Insbesondere in den 1970er Jahren wurden die kritischen Stimmen immer lauter. Die Stadtsanierung als Abbruch- und Luxussanierung führte zur Vertreibung der angestammten Bevölkerung, während die Kahlschlagsanierung das Bild Mülheim unwiederbringlich zu zerstören drohte. Die Bürger setzten sich ein, gingen auf die Straßen, besetzten Häuser. Eindringlich erinnerte Rainer Kippe an die Keupstraße als Beispiel der städtischen Entwicklungen nach 1945 und als Beispiel bürgerlichen Engagements. Im 20. Jahrhundert gehörte die Keupstraße zu einer blühenden Geschäftsstraße. Hier fanden sich Fach- und Lebensmittelgeschäfte, Kneipen. Mit den stadtplanerischen Bestrebungen in den 70er Jahren Wohnen und Industrien voneinander zu trennen, kam der Wunsch auf, Wohnhäuser abzureißen. Im Frühjahr 1980 sollte die Sanierungspläne den Bürgern vorgestellt werden und bisher unbekannte Pläne zum Abriss der Keupstraße sickerten in die Öffentlichkeit. Zeitgleich wurde die Bestechlichkeit von drei SPD-Mitgliedern bekannt. Als Protest wurden Flugblätter erstellt und Bericht im „Kölner Volksblatt“ titelten: „Wofür zahlte F & G Kölner SPD-Mitgliedern 290 000 DM?“ und als Begründung wurde die Zustimmung zum Abriss der Keupstraße genannt. Die Vorwürfe gegen die SPD-Mitglieder bestätigte sich, sie verloren ihre Ämter und die Keupstraße war gerettet, auch wenn offiziell der Zusammenhang mit dem Abriss der Straße nicht bestätigt wurde.
So war dies rund um ein informativer und spannender Abend, der zum Mitreden und Einmischen einlud. Dies fiel auch sehr einfach, denn nach den Vorträgen bot sich die Gelegenheit bei Brot und Wein mit seinen Nachbarn und den Besuchern ins Gespräch zu kommen.
Auch zeigt das Beispiel der Keupstraße, dass sich einmischen lohnt und ein Schritt zur Mitgestaltung seinen Stadtteils sein kann.
Zum Mitreden und Fragenstellen lädt die Friedenskirche am 21.10.2010 um 19.30 Uhr wieder ein. Jürgen Roters wird Gast der Mülheimer Gespräche sein und kann Rede und Antwort stehen, wenn es um die derzeitigen Entwicklungen in Mülheim geht.

Termine der Mülheimer Gespräche:
Donnerstag, 21.10.2010 um 19.30 Uhr in der Friedenskirche
Mülheim im Aufbruch?
Eine Diskussionsrunde über die Entwicklung Mülheims
Grußwort: Oberbürgermeister JürgenRoters

Donnerstag, 18.11.2010 um 19.30 Uhr in der Friedenskirche
Welche Schule für mein Kind?
Hauptschulen werden geschlossen, Förderschulen zu Stadtteilschulen umgewandelt.
Gesamtschulen haben zu wenige Plätze.
Wohin geht unser Bildungssystem?
Eine Diskussionsrunde mit Kölner Fachleuten

Literaturtipps:
- „400 Jahre evangelisch in Mülheim am Rhein. 1610-2010“ Hrsg.: Wilma Falk van Rees
- „20 Jahre SSM- 20 Jahre gelebte Utopie“
- http://www.geschichtswerkstatt-muelheim.de/
- http://www.zeit.de/1980/49/Es-wird-wieder-gekluengelt
- „ Ein erster Strafbefehl in der Schmiergeld-Affäre“, Alfred Merta, Archiv SSM

Doreen

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