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Female Positions @ 30works

Wednesday, 01. April 2020

12:00-19:00 Uhr

Gruppenausstellung mit Alex Krull, Rhea Standke, Melanie Tilkov und Yvonne Voermans- Eiserfey.

Erstmals präsentiert 30works eine Gruppenausstellung, die ausschließlich von Künstlerinnen bestritten wird. „Female Positions“ fokussiert dabei das Sujet der klassischen Malerei und wagt mit auswählten Werken von Alex Krull, Rhea Standke, Melanie Tilkov und Yvonne Voermans-Eiserfey eine spannende Gegenüberstellung zeitgenössischer Positionen, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich anmuten; bei tieferer Betrachtung jedoch überraschende Parallelen aufweisen. Denn jenseits ihrer individuellen Motivik und Materialität spüren sie verborgene Seinszustände auf und fördern hintergründige Wahrheiten zutage, die sich erst nach und nach erschließen. Und uns in einem so ästhetischen wie sinnlichen Diskurs zu Demut und Achtsamkeit aufzufordern scheinen. Legen sie uns doch utopische Bildwelten dar, deren Erhabenheit und scheinbare Vollkommenheit sich an einem einzigen Moment, einem Blick, einer leisen Bewegung entzünden – und so die Fragilität und Vergänglichkeit von Natur, Dasein, Rezeption und Identität spiegeln.

Ein Thema, das viele von uns aktuell umtreibt und beschäftigt; womit „Female Positions“ uns gleichsam kraftvoll und spielerisch vor relevante Fragen unserer Zeit zu stellen vermag: In welcher Welt wollen wir eigentlich leben? Setzen wir die richtigen Prioritäten? Sind wir in der Lage das „Sein“ hinter dem „Schein“ zu durchblicken...? Aspekte, denen sich die Künstlerinnen – mal intendiert, mal ohne eigenen Deutungsanspruch – auf ihre ganz individuelle Art nähern; und dabei doch eine gemeinsame Klammer bilden.

In ihren hypnotischen Wasser- und Schwimmbadansichten verleiht Alex Krull der flüchtigen Materie Wasser ein eigenes Antlitz. Und beschwört mit täuschend echten Wellenbewegungen, virtuosen Spiegelungen und optischen Zerreffekten einen hochästhetischen Kosmos herauf, der dem Fluidum ein faszinierendes Eigenleben mit hohem Narrationsvermögen beschert, ja es förmlich personifiziert. Und damit greifbar macht.

Der Physis und Dynamik des flüssigen Elements stellt die Kölnerin mit statischen Elementen aus Glas und Metall stereotype Details zur Schwimmbadarchitektur gegenüber, die den Ort der Badeanstalt zum Topos von Schönheit, aber auch von Widersprüchlichkeit erheben. Muten die Wasserwelten von weitem fotorealistisch an, so offenbaren sie aus der Nähe einen stark naturalistischen Ansatz, bei dem der Pinselduktus und die Oberflächenstrukturen deutlich erkennbar sind, genauso wie die Intention eines explizit kompositorischen Schaffensprozesses.

Alex Krull studierte Freie Malerei in Darmstadt und ist neben ihrer Künstlertätigkeit auch als Dozentin und Autorin gefragt. 2015 gewann sie den Kunstwettbeweb „Wasserwelten“ von artist window. Sie lebt und arbeitet im Kölner Umland.

Rhea Standke nutzt Makroansichten von Rosen, Papageientulpen und Magnolien, die sie vor dem geistigen Auge auflösen und ineinander verschmelzen lässt, um daraus abstrahierte Florallandschaften zu erschaffen. Mit der Auslöschung ursprünglicher Formen, dem Diffundieren von Farben und der Ausstreuung von eruptiven Lichteffekten schafft sie einen gleichsam ekstatischen wie entmaterialisierten Kosmos, der sich in den White Cube zu verlängern scheint – und so jenseits gängiger Zeit- und Raumdimensionen existiert. Ihre Bildwelten, bar jeglichen narrativen Gehalts, befreit von Anfang und Ende, stellt die ultimative Überwindung von Struktur und physischer Ordnung dar. Stattdessen haftet ihnen eine geheimnisvolle Strahlkraft an, die das Chiaroscuro alter Meister zitiert und diese Technik in eine imaginäre Zukunft zu transponieren vermag. Die Dramatik, Opulenz und Intensität von Rhea Standkes Werken nimmt Anleihen beim Barock, stilistisch oszillieren sie zwischen Post-Impressionismus und Abstraktion. Rhea Standke studierte zunächst Freie Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe; es folgten Studien in Wien, Turin und an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie als Meisterschülerin von Herbert Brandl firmierte. Die gebürtige Dresdenerin lebt und arbeitet aktuell in Düsseldorf.

Die Frauenporträts von Melanie Tilkov sind vollständig dem Moment verhaftet; und ziehen genau aus der Transitorik des Augenblicks ihre Eindringlichkeit und ihre Aura. Indem sie ihre Heroinen in stillen, intimen Situationen einfängt, verleiht Melanie Tilkov ihnen zugleich etwas Souveränes wie Verletzliches, etwas Kontemplatives wie Unverstelltes – und vermag es mit der virtuosen Bannung jenes Moments, wo sie ganz bei sich scheinen, die Tür zu einer Zwischenwelt aufzustoßen. Hinter ihren Blicken, ihrer subtilen Mimik, ihrer leisen Körpersprache zeigt die Künstlerin den Raum zwischen physischer Präsenz und emotionaler Verortung auf. Und schafft es damit zum Kern ihres Seins vorzudringen.

Durch das Mise-en-scène vor wahlweise reduziert-abstrahierten oder expressivornamentalen Hintergründen erfahren Tilkovs Frauenfiguren noch mehr Komplexität und Tiefe; was auch dem Einsatz von Gobelins und Drucken als Bildträgern geschuldet ist, die dem ätherischen Momentum materielle Dichte und Stofflichkeit entgegensetzen. Melanie Tilkov studierte Malerei und Bildhauerei an der Freien Akademie der bildenden Künste in Essen. Sie war als Dozentin tätig und geht einem Lehrauftrag für Kunst an einem Gymnasium in Monheim nach. Dort lebt und arbeitet sie auch.

Yvonne Voermans-Eiserfey stellt die Fauna in den Vordergrund ihres künstlerischen Diskurses. Und zeigt anhand von so kraftvollen wie sensitiven Tierporträts die Verletzlichkeit und Fragilität auf, die jeglicher Entität anhaftet. Während die Köpfe ihrer Schwäne, Adler und Menschenaffen einem realistischen Duktus folgen, erodieren die Körper der Vögel und Säugetiere zu einer abstrakten Materie, deren eben noch vorhandene Physis durch das Informelle wie Splashes und Drippings ins Leere zu laufen scheint. Womit sie an dieser Stelle einen gestischen Ansatz präsentiert. Die Kölnerin baut aus dieser stilistischen Gegensätzlichkeit scheinbar kontrastierende Bildebenen auf, die sich in ihrer gemeinsamen Farbsprache und der metaphysischen Wirkung jedoch zu einem harmonischen Gesamtkonzept verdichten. Auf diese Weise verleiht Yvonne Voermans-Eiserfey ihren Motiven einen alternativen Status, überführt sie in einen anderen Seinszustand, der sie nicht explizit vermenschlicht, den Tieren aber Stolz, Würde und Individualität gibt. Und so das Dringliche und Mahnende in pure Ästhetik kleidet.

Yvonne Voermans-Eiserfey ist diplomierte Grafikdesignerin und zeichnete als Illustratorin für viele Art Works verantwortlich, u.a. für DIE ZEIT und das Cover von Frank Schätzings Weltbestseller „Der Schwarm“. Ihre Werke wurden bereits auf der ArtFair Leipzig gezeigt. Sie lebt und arbeitet in Köln.

„Female Positions“ @ 30works
Vernissage: Samstag, 14.03.2020, 19:30 Uhr
Einführung: Yorca Schmidt-Junker
Ausstellung: 14.03. – 04.04.2020
Öffnungszeiten: Di - Sa 12-19 Uhr

30works Galerie
Pfeilstr. 47
50672 Köln

www.30works.de