Glyphosat: Auflagen in Deutschland drohen zu fallen

Umweltinstitut LogoMünchen/Berlin, 11. Juni 2024. Am 14. Juni entscheidet der Bundesrat über die künftigen Auflagen für den Einsatz von Glyphosat in Deutschland. Obwohl ein Verbot des umstrittenen Unkrautvernichters ab 2024 bereits gesetzlich verankert war, drohen nun sogar bestehende Anwendungsbeschränkungen zu fallen. Im Vorfeld der Entscheidung hat der Agrarausschuss der Länderkammer Anträge eingebracht, die das Anwendungsverbot von Glyphosat in Wasserschutzgebieten, Heilquellenschutzgebieten und in für den Naturschutz bedeutsamen Gebieten aufweichen sollen. Das Umweltinstitut München kritisiert diesen Vorstoß als unverantwortlich.

Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Umweltinstituts hat ergeben, dass sich mit 70 Prozent eine deutliche Mehrheit der Befragten für ein Verbot von Glyphosat ausspricht. Die Politik in Deutschland bewegt sich derzeit in die entgegengesetzte Richtung: In mehreren Bundesländern gibt es Bestrebungen, die Anwendungsbeschränkungen noch weiter zu verwässern, bevor darüber am 14. Juni im Bundesrat abgestimmt wird. So wurden im Agrarausschuss bereits Anträge unterstützt, die den Einsatz von Glyphosat in Wasser- und Heilquellenschutzgebieten sowie in für den Naturschutz bedeutsamen Gebieten wieder erlauben. Eingebracht wurden entsprechende Anträge von den Ländern Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

„Weitere Aufweichungen bei der Genehmigung von Glyphosat wären fatal. Glyphosat bedroht nicht nur die Artenvielfalt, sondern birgt auch erhebliche Gesundheitsrisiken für den Menschen“, sagt Christine Vogt, Referentin für Landwirtschaft am Umweltinstitut. „Mit diesem Vorstoß ist das vielfach angekündigte Verbot von Glyphosat in Deutschland in weite Ferne gerückt. Statt die dringend nötige Kehrtwende in der Landwirtschaft mit einem Aus des Unkrautvernichters endlich anzugehen, verharrt die Bundesrepublik bestenfalls im Status quo. Im schlimmsten Fall werden bereits beschlossene Restriktionen sogar wieder aufgehoben – auf Kosten der Natur und unserer Gesundheit.“

Schon im März 2015 stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ ein. Seither sind zahlreiche Studien erschienen, die die krebserregende Wirkung des Unkrautvernichters bestätigen und den Wirkstoff mit anderen schwerwiegenden Erkrankungen in Verbindung bringen.

Hintergrund

Noch in der letzten Legislaturperiode wurde beschlossen, dass Glyphosat ab 2024 in Deutschland überhaupt nicht mehr eingesetzt werden darf. Bis dahin wurden die Anwendungsmöglichkeiten eingeschränkt. Das Verbot und die Beschränkungen waren jedoch nicht gut durchdacht und basierten einseitig darauf, dass Glyphosat in der EU verboten werden würde.

Nachdem die EU-Kommission jedoch Ende letzten Jahres entschieden hatte, Glyphosat für weitere zehn Jahre zuzulassen, musste das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) handeln. Per Eilverordnung hat das BMEL daher die bisher geltenden Anwendungsbeschränkungen des Unkrautvernichters verlängert. Diese Eilverordnung läuft am 30. Juni dieses Jahres aus. Durch den vom BMEL vorgelegten Entwurf über eine Änderung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung, der vom Bundeskabinett bereits abgesegnet wurde, sollten die Vorschriften nun per Bundesratsbeschluss rechtsgültig weitergeführt werden.

Die von der Vorgängerregierung der Ampel eingeführten Einschränkungen waren auch dazu gedacht, die Anwendungen des Totalherbizids auf ein Minimum zu reduzieren. Dieses Vorhaben ist bisher jedoch ohne Erfolg geblieben. Das belegen die aktuellsten Zahlen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Seit den Einschränkungen sind die Verkaufsmengen kaum gesunken. Im Jahr 2021, als die Einschränkungen noch nicht galten, lagen die Absatzzahlen bei 4.097 Tonnen. Im darauffolgenden Jahr lagen sie – trotz nun geltender Beschränkungen – immer noch bei rund 3.915 Tonnen. Diese nur geringfügige Abnahme zeigt deutlich, dass selbst die bisher geltenden Einschränkungen bei weitem nicht ausreichend sind, um tatsächlich eine Kehrtwende beim Einsatz von Glyphosat herbeizuführen. Sollten die Einschränkungen nun teilweise wieder aufgehoben werden, ist damit zu rechnen, dass auch die Absatzmengen weiter ansteigen.

Weitere Informationen zu Glyphosat finden Sie hier

Quelle: www.umweltinstitut.org

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku in Köln

Energie aus Weinbau-Biomasse - TH Köln


Bild Thomas MockenhauptBei der Weinherstellung fallen Reststoffe wie Trester – der feste bis breiartige Rückstand nach dem Pressen der Trauben – und Rebholz nach dem Schneiden der Reben an. Diese bleiben bislang weitgehend ungenutzt. Wie die Biomasse verwertet werden kö...


weiterlesen...

Jubiläumskonzert zum 10-jährigen


TH KölnDas Sinfonieorchester der TH Köln lädt zu seinem 10-jährigen Bestehens am 30. Juni 2024 zu einem Konzert in den Konzertsaal der Hochschule für Musik und Tanz Köln (Unter Krahnenbäumen 87, Köln) ein. Das Orchester spielt unter der Leitung von Dirig...


weiterlesen...

Geplantes Tempo 30 auf der Luxemburger


VCDKöln, den 20. Juni 2024 Die Stadtverwaltung beabsichtigt, die Höchstgeschwindigkeit auf der Luxemburger Straße von Tempo 50 auf Tempo 30 zu reduzieren, weil die Grenzwerte für Lärm überschritten werden und die Gesundheit der Anwohner gefährdet ist...


weiterlesen...

Host City Köln überträgt letzten


stadt Koeln LogoSpiele werden an unterschiedlichen Orten des EURO 2024 Festivals gezeigt

Die Gruppenphase der UEFA EURO 2024 in Deutschland geht in den letzten Spieltag. Viele Begegnungen finden zeitgleich statt. Anbei finden Sie eine Übersicht, welche Spiele wo ...


weiterlesen...

Kölner Arbeits- und Recherchestipendien


stadt Koeln LogoKünstlerische Vorhaben von 13 Künstler*innen und zwei Kurator*innen erhalten

Im Mai fand die Jurysitzung zur Vergabe der altersunabhängigen Recherche- und Arbeitsstipendien im Bereich "Bildende Kunst" 2024 statt. Diese Stipendien ermöglichen es pr...


weiterlesen...

Gerhard Richter 48 Porträts -


gerhard richter 48 PorträtsNach einer umfangreichen Restaurierung sind die 48 Porträts, ein Hauptwerk von Gerhard Richter, erstmals seit 2013 wieder im Museum Ludwig präsentiert.
Die 48 Gemälde hatte Richter 1972 für den deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig geschaf...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.