Zum Hauptinhalt springen

Ich bin`s dein Nachbar...Nina Marxen

50_0_0_250x168_images_stories_webbilder_Nina_Marxen_bei_der_ArbeitIch treffe Nina Marxen in ihrem Atelier „Aufgemalt“ in Keupstraße.  Etwas dunkel und mystisch, nicht geleckt und clean, sondern warm und freundlich ist es hier. Ich bekomme das Gefühl hier kann ich absolut entspannt sein, alles ist o.k., egal was es ist und es kann mir nichts passieren.
Nach einer langen Reise und einer Erziehungspause ist die zweifache Mutter nun wieder  vermehrt künstlerisch aktiv. Und man sieht es. Wandgemälde, Aktionen und Performances von Nina Marxen begegnen dem Kölner immer öfter.
Wir sprechen über Berlin, Aufgemalt und darüber, wie es ist nach der Erziehungspause wieder zu starten

Nina Marxen - Kurz gesagt

1. Ein guter Tag beginnt für mich…mit  Meditation vor dem Sonnenaufgang.
2. Ich komme urprünglich aus…Berlin - Kreuzberg
3. Ich bin nach Köln gekommen...weil es eine Herzensentscheidung war! Köln ist eine meiner Lieblingsstädte!
4. Mein liebster Fleck Mülheim...am Rheinufer !!!
5. Drei Worte, die meinen Charakter beschreiben...einfühlsam, aufgeschlossen, liebevoll
6.Ich mag gern…mit meinen Kindern lachen
7. Ich mag nicht gern...Engstirnigkeit, Vorurteile
8 Ich lese zur Zeit das Buch…von Max F. Long über die Lehren der Kahunas
9. Dieses Erlebnis vergesse ich nie… als die Mauer wurde geöffnet wurde und ganz Berlin war im Freudentaumel!
10. Auf eine einsame Insel nehme ich mit...Ölfarben, Leinwand und Pinsel
11. Als Kind wollte ich…mit den Elfen und Kobolden im Wald spielen!
12. Glück bedeutet...Glück ist in jedem Tag zu finden!

Berlin & Wanderschaft

Hallo Nina, du bist in der kreativen Hochburg Berlin-Kreuzberg groß geworden und wolltest nichts anderes als Künstlerin werden. Warum?
Ich habe gemalt, bevor ich sprechen konnte. Es ist meine Sprache und für mich naheliegender  als Worte zu benutzen. Ich bin auf eine gewisse Art besessen davon, mich auszudrücken. Wobei Kunst ansich, etwas Selbstverständliches und Natürliches darstellt.

Du hast kein klassisches Kunststudium absolviert, sondern hast das künstlerische Arbeiten autodidaktisch erlernt. Wie ist es dazu gekommen?
Ich habe in Berlin eine gute Ausbildung genossen, da ich kurz vor dem Abitur in die damalige Kunstszene hinein gekommen bin. Das war mein großes Glück.
Ich habe sofort Ausstellungen gemacht und ich bekam Aufträge. Es ist also automatisch in Gang gekommen und ich habe meine Arbeit so auf dem praktischen Weg erlernt.

Die bunte, wilde und rebellische Welt des Berlin-Kreuzberg der 80-iger Jahre, hat dich mit seiner Vielfalt geprägt. Wie siehst du diese Energien von damals?
Es war ein Sammelpunkt von Potentialen, von verschiedenen alternativen Lebensmodellen, die entwickelt wurden. Ich bin natürlich ein großer Fan der Grafitti-Kunst. Wir waren von Mauern umgeben. Es ist für mich heute noch einem Wunder gleich, wenn ich von der Stadt aus, in den Wald fahren kann.

Du hast in Berlin viel mit Mao und anderen Künstlern, mitunter interdisziplinär, zusammen Kunstprojekte verwirklicht. Ist dies bezeichnend für dich?
Der Austausch und die Kommunikation interessieren mich sehr. Ich habe z.B. viel mit Musikern zusammen gearbeitet und in Clubs Ausstattungen gemacht.
Ich bin also nicht so der klassische Maler, der allein in seinem Atelier vor sich hinmalt. Ich gehe gern zu den Menschen.

Wie war das in Berlin für dich nach der Maueröffnung?
Als die Mauer geöffnet wurde, wurde es noch spannender im kulturellen Bereich. Gerade in der Subkultur ist damals alles explodiert. An jeder Ecke gab es einen neuen Laden, eine neue Undergroundgalerie, ein neues Theaterprojekt. Die Menschen waren wahnsinnig kreativ.

Dann hast du alles aufgegeben und bist 5 Jahre lang als Straßenkünstlerin durch Deutschland gezogen. Warum bist du nicht in Berlin geblieben, das für Künstler nach wie vor sehr spannend ist?
Ich musste da einfach raus. Das war ganz wichtig, diese Mauern hinter mir zu lassen.
Ich habe nun auf eine andere Art ein Extrem gelebt. Ich war von einem Zen-Gedanken getrieben. Nämlich, dass ich keinen Besitz habe, nur das, was ich tragen konnte. Ich habe sogar meine komplette Werkstatt, aufgegeben.

Was hast du von deinen Reisen mitgenommen?
Ich habe damals sehr viel gemalt und der Austausch mit dem Publikum war immer
direkt. Was mir eine tiefe Befriedigung gegeben hat. Heute male ich bei schönem Wetter an der Rheinpromenade, das beschert mir ein ähnliches Gefühl.

Köln

Für dich ist Kunst etwas Selbstverständliches. Warum?
Mein Ansatz für Kunst ist Entertainment. Unterhaltung. Als Straßenkünstlerin habe ich vor allem gelernt und genossen, alle Bevölkerungsschichten anzusprechen und zu bedienen. Kunst ist nicht nur für eine elitäre Oberschicht da. Ich finde der Künstler hat die Aufgabe sich um die Seele der Menschen zu kümmern. Also ist Kunst für mich nichts abgehobenes elitäres, sondern etwas ganz verwurzeltes und selbstverständliches im menschlichen Leben.

Wie kam es schließlich dazu, dass du dich in Köln niedergelassen hast?
Irgendwann bin ich schwanger geworden und ich hatte das Bedürfnis mich zu verwurzeln. Ich musste meinen Lebensstil somit komplett ändern. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, wo ich mich denn nun nieder lasse und meine Wahl fiel auf Köln. Ich habe es keinen Tag bereut. Köln liebe ich sehr.

Wie ging es dann mit deiner künstlerischen Arbeit weiter?
Als die Kinder klein waren, habe ich erstmal eine Pause gemacht, um danach eigentlich wieder bei null anzufangen. Wenn es nicht so gut läuft, kontere ich mit viel Optimismus und Lebensfreude
Das Netzwerk, was ich bspw. in Berlin hatte, das muss ich mir hier erstmal wieder erarbeiten. Es hat sich viel verändert und mittlerweile sind die Ansprüche auch anders geworden.
Hier in Köln ist so viel künstlerisches Potential. Das will ich alles entdecken.

Dein Atelier heißt „Aufgemalt“, was bedeutet das?
Die Idee ist mir gekommen, weil das Wort ein bisschen nach Sesamstraße klingt. Ich habe mir etwas Naives in meiner Malerei bewahrt. Außerdem bezeichnet es eine Richtung. Aufgemalt, es geht nach oben, das ist meine Zukunftsprognose. Ich muss mich von der Straße nach oben arbeiten.

Welche Themen beschäftigen dich?
Ich thematisiere, was ich bspw. in tiefen Entspannungszuständen sehe oder was mir im Alltag begegnet. Ein großes Thema von mir ist, die Sinnlichkeit der Frau darzustellen. Es ist ein Auftrag unserer Generation diese festgefahrenen Meinungen aufzubrechen, es wurde so lange unter Verschluss gehalten. Außerdem mag ich das Schreckliche und Dunkle, weil es diese Seite nun einmal gibt. Es gibt Zerstörung, Neid und alles was Negativ ist. Ich denke nur darüber, dass  man das Negative ebenso wie das Positive annimmt, gelangt man zu einem wahren Glücklich sein.

Arbeitsfelder

Neben anderen Projekten, hast du Malereien in der Hacketäuer Siedlung mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt, die in der Öffentlichkeit viel Zuspruch gefunden haben. Was gefällt dir an dieser Arbeit?
Ich bin durch meine eigene Mutterschaft dazu gekommen. Ich stellte mir, wie viele andere Frauen auch, die Frage: „Arbeit und Mutterschaft, wie bekomme ich das unter einen Hut?“ Dann binnina_marxen_malaktion_Hacketauer_siedlung ich auf die Idee gekommen meine Arbeit zu erweitern. Und ich habe es ja bei meinen eigenen Kindern gesehen. Wie viel Kinder mitbringen, was sie einbringen, wie viel man an Erfahrung weiter geben kann, das ist enorm.

Wie gestaltet sich solch ein Projekt?
Für die Projekte ist der Grundtenor, dass der Malgrund die Begegnungsfläche ist. Im Grunde ist es das, was Kunst eigentlich ist…Kommunikation. Als Künstlerin habe ich natürlich noch einen besonderen Status. Ich bin ja keine klassische Lehrerin. Ich gebe den Kindern einen bestimmten Rahmen vor, aber letztendlich finde ich es toll, wenn sie etwas Eigenes entwickeln. Für mich ist es ein Erfolg, wenn ein Kind aus sich heraus geht und sich völlig löst. Dann ist es nicht so wichtig, ob die Vorgabe erfüllt ist.

Du bemalst nicht nur in künstlerischen Projekten Wände, sondern fertigst Auftragsarbeiten an. Was haben dir die Wände angetan?
Wie eingangs erwähnt, bin ich ein Fan der Grafittikunst. Ich finde die Welt könnte noch viel bunter sein. Gerade da wo alles grau und eintönig ist. Allerdings betreibe ich gerade bei den Auftragsarbeiten zum Teil Kunsthandwerk. Das heißt ich bringe gern eigene Ideen an die Wand oder ich male nach Vorgabe. So ist bspw. ein Wandgemälde im Wartezimmer einer Kinderarztpraxis hier in Köln-Mülheim entstanden. Ich passe mich da gern den Wünschen der Auftraggeber an.

Ein anderer Teil deiner künstlerischen Arbeit sind Performances. Wie gestalten sich diese?
Ich habe bspw. in der Galerie Scratchart eine Bodypainting – Performance gemacht. Ich veranstalte Live-Malen. Zum Beispiel im Rahmen einer Ausstellungsöffnung meiner Werkschau im Cafe Schlechtriemen in Leverkusen. Dort habe ich, während der Autor Josef Ternes einen eigenen Text las, ein Werk entstehen lassen. 

…und ab und zu bleibt dir auch noch Zeit ganz frei ein Bild zu malen?
Ja. Mich verbindet eine Liebe zur Ölmalerei. Das ist für mich die absolute Königsdisziplin in der Lasurtechnik. Dadurch bekommt man eine intensive Farbtiefe. Man kann ein Bild mit Ölfarbe viel mehr zum Strahlen bringen. Zusätzlich arbeite ich gern mit Pastellkreide, da hier unglaublich schnell ein Bild entstehen kann.

Lebensphilosophisches

Deine Arbeiten nehme ich als mystisch, märchenhaft und aus tiefster Seele wahr. Wie beschreibst du deine Arbeiten?
Meine Bilder sind immer ein direkter Blick ins Innere. Ich finde es immer schwierig zu antworten, wenn mich jemand fragt, wie malst du denn? Sicherlich habe ich einen bestimmten unverkennbaren Strich, eine eigene Art zu malen Es ist unterschiedlich. Ich finde es gut so und ich bin froh, dass ich wahrscheinlich dadurch, dass ich nicht durch die Uni gebügelt wurde, für alles offen geblieben bin.

Wenn du die Macht hättest die Welt nach deinen Wünschen zu gestalten, wie sähe sie dann aus?
Die Menschen können friedlich miteinander leben, im Einklang mit der Natur, die Ressourcen unseres Planeten werden achtsam genutzt und es herrscht Gerechtigkeit.

Was können die Menschen deiner Meinung nach in ihrem Alltag tun, um die Welt positiv zu beeinflussen?
Schon mit kleinen Gesten der Freundlichkeit und Rücksichtnahme kann man positive Stimmung weitertragen, alle und alles ist letztlich miteinander verbunden - gehst Du gut mit Dir selbst um, so wirkt sich das auch auf Dein Umfeld aus.
Vielleicht müssen wir die Welt auch gar nicht retten. Vielleicht ist alles in Ordnung und es ist nur unsere Sichtweise, die die Welt in den Abgrund treibt. Die Natur ist ja kein starres System. Es ist immer Dynamik. Anziehung, Abstoßung.

Wie sind deine Pläne für die Zukunft?
Ich schätze die nächsten zehn Jahre werde ich bestimmt hier in Köln bleiben. Was danach ist, da kann ich für nichts garantieren. Letztendlich bin ich wahrscheinlich doch eine Zigeunerin.
Ich habe so viele Pläne. Ich hoffe, dass ich 100 Jahre alt werde, um das alles zu verwirklichen.

Und was wünschst du dir?
Mein Traum ist es eine Kirche auszumalen. Vielleicht finde ich eine innovative Kirche, die an einem gemeinsamen Projekt interessiert ist.

Wir wünschen dir viel Erfolg und freuen uns auf weitere Bilder außer- und innerhalb der Häuser von Köln!

 Interview in den Mülheimer Stimmen PDF: Ich bin`s dein Nachbar...Nina Marxen

 Ilka Baum

Kontakt:

Atelier Aufgemalt, Keupstraße 11, 51063 Köln, info@aufgemalt.de

www.aufgemalt.de

 

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.