Deutschland: Keine Koalitionsverhandlungen ohne Menschenrechtsschutz

amnesty logoBERLIN, 20.10.2021 – Zum Beginn der Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer neuen Bundesregierung fordert Amnesty International in Deutschland SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP dazu auf, sich zu einer menschenrechtsgeleiteten Außenpolitik zu bekennen.
 
Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, sagt: „Bei den anstehenden großen Herausforderungen wie Klimakrise, einer Digitalisierung, die unser aller Rechte wahrt, und einer verantwortungsvollen Außenpolitik kommt den Menschenrechten als handlungsleitender Maxime eine besondere Rolle zu. Gerade in einer Drei-Parteien-Koalition ist es entscheidend, für wesentliche Fragen eine gemeinsame Grundlage zu haben – diese formuliert das Grundgesetz mit den Menschenrechten. Offensichtliche Leerstelle im Sondierungspapier ist eine aktive, die internationale Ordnung stärkende, deutsche Außenpolitik.“
 
„Die vorgeschobene ‚wertebasierte‘ Außenpolitik verkennt die aktuelle geopolitische Lage mit ihren systematischen Angriffen auf die internationale Rechtsordnung: Menschenrechte sind nicht von Werten eines Staates abhängig, sie gelten universell. Und genau diese Universalität steht aktuell auf dem Spiel. In den Koalitionsverhandlungen muss hier dringend nachgebessert werden.“
 
Amnesty International dokumentiert weltweit eine Zunahme des Drucks auf Menschenrechtsverteidiger_innen – sie werden eingeschüchtert und diffamiert, kriminalisiert, inhaftiert und in einigen Ländern ermordet, meist in einem Klima der Straflosigkeit. Gleichzeitig ist das internationale Menschenrechtsschutzsystem gezielten Versuchen der Schwächung ausgesetzt.
 
„Während Staaten wie China, Russland und andere systematisch daran arbeiten das internationale Schutzsystem zu schwächen, Kritik an ihren Menschenrechtsverletzungen zu unterbinden und die Universalität von Menschenrechten auszuhebeln, kommt es darauf an, dass die verhandelnden Parteien sich hier auf ein gemeinsames Verständnis einigen, wie sie damit umgehen werden“, so Beeko. 
 
Amnesty International fordert von der neuen Bundesregierung die Entwicklung einer Menschenrechtsstrategie, die wirkungsvoll zu einer konsequenten Stärkung des Völkerrechts in bilateralen wie multilateralen Foren beiträgt. Beeko sagt: „Solange die Bundesregierung ihre Menschenrechtspolitik nicht systematisch und ressortübergreifend durchdenkt, bleibt das engagierte Auftreten im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen ein stumpfes Schwert. Und bis dahin wird auch die neue Bundesregierung kein Antworten darauf finden, wie sie mit Staaten umgehen will, die geostrategisch wichtig sind, aber gleichzeitig wenig von Menschenrechten wissen wollen.“
 
Die neue Bundesregierung muss zudem sicherstellen, nicht selbst zu Menschenrechtsverletzungen beizutragen und das Engagement für den Schutz von Menschenrechtsverteidiger_innen und Zivilgesellschaft weltweit aufrechterhalten.
 
„Insbesondere in den Ländern, in denen die Meinungs- und Versammlungsfreiheit immer weiter eingeschränkt werden, wo Menschenrechtsverteidiger_innen verfolgt und ermordet werden, muss sich die Bundesregierung durch systematisches Menschenrechtsmonitoring, finanzielle und technische Unterstützung sowie die Stärkung regionaler und internationaler Organisationen engagieren. Außerdem muss sie jede Zusammenarbeit mit ausländischen Sicherheitskräften an Menschenrechtsstandards knüpfen“, sagt Beeko.
 
Amnesty International empfiehlt des Weiteren das Amt der_s Beauftragte_n für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe so zu stärken, dass es ressortübergreifend mit Blick auf die Menschenrechtspolitik handeln kann. Das Amt braucht mehr Befugnisse, um die Umsetzung von internationalen Verpflichtungen in den verschiedenen Ressorts einzufordern oder sie zu einem Austausch über menschenrechtliche Implikationen ihrer Vorhaben zusammenzubringen. Außerdem muss der_die Beauftragte in der Lage sein, zu koordinieren, wie etwa die Empfehlungen der Vertragsorgane der Vereinten Nationen oder des Menschenrechtsrats umgesetzt werden. Zu einer Stärkung gehört auch der Zugang zu jeglichen bilateralen Regierungskonsultationen.

Quelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku

Parookaville-Headliner mit weiteren


3 PV24 Line Up so far 1zu1 v1 r2 2Vom 19. Juli bis 21. Juli 2024 öffnet PAROOKAVILLE seine Stadttore, um mit 225.000 Citizens zum
achten Mal »Wahnsinn, Liebe und pure Glückseligkeit« zu feiern. Wenige Monate vor Eröffnung
schließen die Veranstalter das Booking für die diesjährige E...


weiterlesen...

Rund 20.000 Raver feiern MAYDAY "united“


MAYDAY 2024 001 A9 1516 web35 Top-DJs auf vier Bühnen präsentierten 12 Stunden lang
Techno, Hardtechno, Hardcore, Hardstyle und Uptempo in
den Dortmunder Westfalenhallen

In der Nacht zum 1. Mai feierten rund 20.000 Fans der elektronischen Musikszene
gemeinsam und friedlich den...


weiterlesen...

AUF IN DIE WELT-Messe zeigt:


gap yearAUF IN DIE WELT-Messe in Köln am 20.04.2024: Viel Interesse an Schüleraustausch und Gap Year – nächste Messe in Köln am 15.06.2024

Der Andrang der jungen Leute und ihrer Familien auf der Messe in Köln zeigte: Junge Leute wollen ins Ausland. Das be...


weiterlesen...

Gasnetze: Bürger:innen brauchen


umweltMünchen, 18. April 2024. Der Umstieg auf klimaneutrale Energien führt dazu, dass ein Großteil der Gasverteilnetze künftig nicht mehr benötigt wird. Mit einem „Green Paper“ hat das Bundeswirtschaftsministerium die Diskussion um die Stilllegung komm...


weiterlesen...

Land.schafft.Demokratie – Bibliotheken


bPb LogoBundeszentrale für politische Bildung/bpb und Deutscher Bibliotheksverband e.V. (dbv) fördern nach erfolgreicher Pilotphase 15 weitere Bibliotheken in ländlichen Räumen 

Bibliotheken sind zentrale Orte des Austauschs und des demokratischen Diskurs...


weiterlesen...

Neue Ausgabe von Aus Politik und


778254 publication product 466xNeue Ausgabe von Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ) erschienen // Fokus auf die Zeit der Bonner Republik mit Bonn als Bundeshauptstadt // Printausgabe oder online unter www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/bonn-2024 

Die Bundeszentrale für politi...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.